2. Oktober 2010 – Am vergangenen Wochenende fand der erste Teil des von Dieter Preu angeleiteten Hydrologie-Workshops statt. Ziel war es, Interessierten ein paar Einblicke in das laufende Hydroprogramm der FHKF zu vermitteln.

Zunächst wurden wir von Dieter Preu in das Teufelsloch, einen nicht öffentlich zugänglichen Teil der Teufelshöhle, geführt. Wir erhielten eine sehr kurzweilige Einweisung in das Themengebiet der Hydrologie. Dabei wurde uns schnell bewusst, dass die Hydrologie weit mehr umfasst als Wasser, das vom Himmel fällt, durch Gestein sickert und irgendwann von einer Höhlendecke tropft. Die Messungen, Darstellungen und Auswertungen hydrologischer Daten bringen äußerst komplexe Herausforderungen mit sich. Die erste Herausforderung ist handwerklicher Natur: Die Konstruktion geeigneter Messgeräte, die trotz ständiger Feuchtigkeit sowie Versinterungsprozessen im Höhlenklima über lange Zeitperioden verlässlich Daten aufnehmen, ohne kaputt zu gehen. Anhand eines frisch aus der Höhle entfernten, völlig versinterten Tropfenzählers erklärte uns Dieter Preu die damit verbundene Problematik. Die zweite Herausforderung liegt in der Darstellung der riesigenDatenmengen: Die übersichtliche Auftragung aller Daten derart, dass direkte Vergleiche gezogen werden können. Die Datenmengen sind mit „normaler“ Excel-Auswertung kaum zu bewältigen. Es sind Informatikkenntnisse nötig, um dafür geeignete Programme zu entwickeln und anwenderfreundlich zu konzipieren. Die dritte und größte Herausforderung liegt in der Interpretation: Wieso verhalten sich die Daten genau so, wie sie gemessen wurden? Warum bleibt die Tropfintensität gleich, völlig unabhängig davon, ob es lange Regen-/ Trockenperioden gegeben hat? Gibt es Wasserspeicher? Wenn ja – in welcher Form? – Und wo befinden sie sich?… Schnell entflammten lebhafte Diskussionen über den Einfluss des pH-Wertes, des Luftdrucks oder Gesteinsgefüges. Die allgemeine Stimmung durch die umgebende Höhle gab diesen Gesprächen einen besonderen Reiz. Im Anschluss daran ging es in den praktischen Teil über. Die Teilnehmer wurden in das Höhlenlabor geführt, welches seit 1971 betrieben wird. Dieter Preu zeigte uns aktuell aufgenommene Daten und erklärte die EDV-gestützte Messtechnik. Bei der anschließenden Besichtigung des Teufelslochs wurden wir zu zahlreichen Messpunkten geführt. Die vielfach unterschiedlich entwickelten Konstruktionen zur abgestimmten Datenaufnahme begeisterten uns zweifelsohne.

Nach einer Pause im gemütlichen Café der Teufelshöhle fuhren wir weiter zur Stempfermühlquelle, der stärksten Karstquelle (550 l/s) im nördlichen Frankenjura. Dort wurden die Teilnehmer in einen kleinen Nebenbau geführt, wo sie eine komplette hydrologische Station der FHKF bestaunen konnten. Über eine direkte Leitung wird ständig Wasser zu einer Messvorrichtung gepumpt, bei der Datenlogger sämtliche relevante hydrologische Daten speichern. Diese werden mit Ergebnissen aus weiteren Oberflächenstationen im Umkreis von 20 km verglichen. Ziel ist es, das Einzugsgebiet der Stempfermühlquelle zu definieren.

Dieter erläutert das Einzugsgebiet der Stempfermühlquelle

Dieter erläutert das Einzugsgebiet der Stempfermühlquelle

Am kommenden Sonntag, den 17.10. erfolgt der zweite Teil des Workshops, bei dem jeder Interessierte (unabhängig vom 1. Termin) willkommen ist. Hier werden wir verschiedene Methoden zur praktischen Messtechnik kennenlernen. Das Gebiet der Hydrologie wirft unglaublich viele spannende Fragen auf, die auf Antworten aus unterschiedlichsten Richtungen warten. Sie sind geologischer, mineralogischer, meteorologischer, computerspezifischer, handwerklicher, chemischer, physikalischer oder biologischer Natur. Nur durch Verbindung all dieser Gebiete wird es vielleicht möglich sein, eines Tages die Hydrologie als Ganzes zu verstehen.

Anne-Kathrin Maier

14. Oktober 2010 | Kategorie Karsthydrologie


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