Donnerstag Nachmittag, als Deutschland sich auf den Sturm „Kyrill“ vorbereitet, sitzen wir (Sven Wölfel und Thomas-Michael Schneider) wieder im Auto, auf dem Weg in die Steiermark. Am Samstag findet die Jahreshauptversammlung unseres Vereins für Höhlenkunde in der Steiermark in Bad Mitterndorf statt und wir wollen den Freitag noch zu einer kurzen Expedition in unser Forschungsgebiet nutzen…
Bis auf querfliegende Äste ist die Autobahn recht leer und so kommen wir gerade noch rechtzeitig vor Ladenschluss an einige Gösser-Biere die wir zur Planung des nächsten Tages im Vereinsheim benötigen. Vielleicht liegt es an den Nachwirkungen des Bockbieres, dass wir am nächsten Morgen das Wetter als „passt scho, gleich hört’s auf zu regnen“ einstufen. Egal, die Ankunft wenig später am Grundlsee lässt uns aufwachen.

Dort fliegen Bäume, knapp mannshohe Wellen reißen Bootshäuser ein und – wie sich bei dem Versuch einen Kaffee zu bekommen herausstellt – ist die ganze Gegend ohne Strom. Der Orkan hat die Steiermark fest im Griff und der Freitag ist damit gelaufen. Wir fahren zurück nach Bad Mitterndorf, lauschen den Schadensberichten der Einheimischen und finden sogar ein Cafe, welches zumindest zeitweise immer wieder Strom hat und Kaffee kochen kann.
Am nächsten Morgen sieht alles anders aus. Hochnebel reißt auf und während hier und da schon die Dächer wieder gedeckt werden, fahren wir erneut zum Grundlsee.

Die Sonne kommt durch und taucht den Backenstein in freundliches Licht, als wir schon zum Almberg aufsteigen. Trotz leichtem Gepäck kommen wir bald ins Schwitzen, denn der Fuhrweg ist alle paar Meter mit umgestürzten Bäumen versperrt über die wir klettern müssen. Dank der inzwischen kräftigen Sonne legen wir schließlich die letzten paar hundert Höhenmeter im T-Shirt zurück. Und das im Januar!

Nach rekordverdächtigen 100 Minuten stehen wir am unteren Eingang zur Almberg Eis- und Tropfsteinhöhle. Wir haben uns eine Erkundungstour vorgenommen, um die anstehende Neuvermessung vorzubereiten. Anhand des alten Höhlenplanes von Gaisberger (1960) orientieren wir uns. Bereits nach etwa 200m großräumigen Gängen, treffen wir auf das erste Labyrinth in fränkischem Format. Dahinter wird’s wieder alpin.

In der Entdeckungshalle finden wir die Reste eines Höhlenbiwaks – Gespenstisch und eklig zugleich. Hier wird viel Aufräumarbeit auf uns zukommen.In der Mitternachtskapelle, einer 10m breiten und 40m langen Halle entschließen wir uns dann umzukehren. Etwa 400 Meter Ganglänge dürften wir damit erkundet haben. Den Rückweg nutzen wir zum Fotografieren der teils wunderschönen Gangformen und ärgern uns über die Ignoranz unserer Vorgänger, die nicht unerhebliche Mengen Müll in der ganzen Höhle verteilt haben. Ein rosarotes Schleifenband, mit dem eigentlich Geschenke eingepackt werden sollten, „verziert“ nahezu alle von uns befahrenen Räume und gerade im Bereich des Biwaks kann die eine oder andere Spalte mit einer Sammlung historischer Konservenbüchsen und anderem Unrat aufwarten.

Drei Stunden und viele Fotos später sitzen wir wieder im Sonnenschein vor dem Höhlenportal und lassen die Eindrücke auf uns wirken. Wir freuen uns auf die bevorstehenden Forschungstouren im Almberg- Höhlensystem. In den geräumigen Gängen wird die Vermessung sicherlich zum Genuss.

Auch noch eine gute Stunde später, als wir schon wieder am Auto ankommen, sind wir gedanklich noch unter Tage.
Wir fahren nach Bad Mitterndorf und dann gleich weiter zur Jahreshauptversammlung, auf dessen Abendprogramm unter anderem ein Vortrag über unser Forschungsprojekt steht. Kurz ein Wienerschnitzel reingeschaufelt, und schon sind wir dran. Eben noch auf dem Almberg gewesen, ist es reichlich ungewohnt, schon wieder in der Zivilisation zu sein, und die Forschungsergebnisse des vergangenen Jahres zu präsentieren. Dieser „Winter“ hat halt einiges kurioses an sich.

18. Januar 2007 | Tags: | Kategorie Almberg-Höhlensystem


Zweite Nachtour 2006 Forschungstour AET Februar 2007

Suche

Inhalt


Themenarchiv