Wann der Tiefe Brunnen im Schönen Hof der Plassenburg in Kulmbach gebaut wurde ist unklar. Er soll bei seiner Fertigstellung knapp 140 Meter tief gewesen sein und garantierte der Burgbesatzung auch bei länger dauernden Belagerungen genügend Frischwasser. In jüngerer Zeit verlor der Brunnen seine Bedeutung, das Brunnenhaus wurde abgerissen und der Schacht mit einem Tonnengewölbe verschlossen. 1993 bekam der Eigentümer der Plassenburg, die Bayerische Schlösser- und Seenverwaltung, den Auftrag ein Gutachten über den Zustand des Tiefen Brunnens anfertigen zu lassen. Das zunächst damit beauftragte Technische Hilfswerk fühlte sich überfordert und so wurde die FHKF um Unterstützung gebeten.

Der Auftrag lautete:

  1. Befahrung und Erforschung des Tiefen Brunnens
  2. Inspektion des Brunneninhaltes
  3. Prüfung der Brunnenschachtwand
  4. Vermessung und Dokumentation des Brunnens
  5. Anlegen einer Fotodokumentation

Im Juli 1994 begannen die Arbeiten. Das Landbauamt Bayreuth stellte uns ein Baugerüst über den Brunnenschacht, der zu dieser Zeit nur durch eine 60x60cm große Luke befahrbar war. Um für die Forschungsarbeiten nicht im Sitzgurt am Seil hängen zu müssen, konstruierten Mitglieder der FHKF einen Fahrkorb aus Aluminium, in dem eine Person Platz nehmen konnte und der mittels Stahlseilwinde bewegt wurde. 4 Meter unter dem Einstieg wurde eine Holzplattform eingezogen, um im Schacht mehr Bewegungsfreiheit zu erreichen.

Damit sich der Fahrkorb nicht am Stahlseil drehen kann wurde dieser an zwei zusätzlichen Stahlseilen geführt. Ein über Umlenkrollen laufendes Maßband ließ zu jeder Zeit die exakte Tiefe des Fahrkorbs ablesen. Der Forscher im Brunnen, die Forscher auf der Plattform und die Außenmannschaft standen über Funk ständig in Sprechverbindung.

Es stellte sich heraus, dass der Brunnen 83 Meter tief war. Am Grund wurde nur nach starken Regengüssen kurzfristig Wasser angetroffen. Der Boden bestand in erster Linie aus Bauschutt, der wahrscheinlich vom Abriss des Brunnenhäuschens herrühren dürfte. Bis auf einiges aufgeweichtes Nazi- Schrifttum konnten keine nennenswerten Funde gemacht werden.
Aus dem Fahrkorb heraus wurde der Brunnen meterweise Vermessen und alle zwei Meter durch Profilfotos dokumentiert.

Nachdem die FHKF die Forschungsarbeiten im Tiefen Brunnen abgeschlossen und die ausführliche Dokumentation vorgelegt hatte, entschloss sich die Bayerische Schlösser- und Seenverwaltung zur Wiedereröffnung des Brunnens.

Text: Th-M Schneider
Fotos: G.Schneider

27. November 1994 | Tags: , , | Kategorie technische Arbeit


Der Schneckenbrunnen auf der Festung Rothenberg Zisternen und Wasserstollen auf der Plassenburg

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