Ein sonniger Herbsttag in stimmungsvollen Farben ließ den abendlich Aufstieg am Almberg schon fast zu einem Genuss werden. Die Romantiker können hier schon mal aufhören zu lesen, möchte man von dem elendigen Aufstieg, die erdrückende und schweißtreibende Last auf den Schultern nichts hören. Und nein, es erwartet einen da oben kein frisch gezapftes Weizen und eine gemütliche Stube, das sollte man doch so langsam wissen.
Und dennoch! Mir hat das Ganze gefehlt. Ich habe im Alltag über die vergangenen und intensiven Touren, die Gemeinschaft und den Erfolgen im Almberg, sinniert und kam mir vor wie ein alter Mann. Nix da, nicht mit 36 Jahren, dass spare ich mir für später auf.

Aufstieg bei herrlichem Herbstwetter
Foto: N. Naarmann

Grundlsee im Abendlicht

Ein Wiedersehen im Biwak und man fühlt sich Dahom.
Für Höfo`s doch eine ordentliche, gute und trockene Stube mit frisch gezapften Tropfwasser bei +2° und begradigten Liegeterassen, Kochbereich und Materialdepot. Ein kurzer Rundgang mit Matze zum ehem. Schneekegel (derzeit eine ca. 3m hohe Säule aus Schnee) beendete den Abend und wir verkrochen uns nach einem warmen Mahl in die Schlafsäcke.

So zahlreich war die Gruppe, auf einer Forschungstour, schon lange nicht mehr und so bildeten wir am nächsten Tag zwei gleichstarke Trupps. Der eine marschierte in den nördlichen Teil des Systems und der Letztere präparierte sich mit Superschlazen zum erneuten Tiefenvorstoß in den Traumcanyon, um ebenfalls Fragezeichen abzuarbeiten. Vor einigen Jahren konnte ich hier noch an 100m-Seilen hinab rauschen, nun wurden hier – für die gleichzeitige Befahrung mehrerer Forscher – alle 25 bis 30m Umsteigstellen eingebaut, was die Aufstiegszeit der Mannschaft extrem verkürzt. Auf eine erhoffte großzügige Fortsetzung mussten wir leider in diesem Bereich verzichten, konnten aber dennoch Neulandzuwachs in Länge und Tiefe verzeichnen und somit die -300m Marke mit -302m überschreiten.

Traumcanyon oberer Teil
Foto: Th.-M. Schneider

Traumcanyon unterer Teil
Foto: Th.-M. Schneider

Am nächsten Tag bildeten wir drei Gruppen und begaben uns zusammen in den nördlichen Teil -Bereich der Pegasushalle. Nachdem ein verlegter Gang nicht geöffnet bzw. überklettert werden konnte, schlossen wir uns dem anderen Trupp an. Vorab gelang uns noch eine Entdeckung einer Höhlenmilbe (Familie Rhagidiidae). Der Trupp versicherte einen Canyon, der sich nach unten öffnete und inmitten einer Halle einmündete (-21m freier Abstieg), die „Lorenzkirche“. Das Neulandfieber ist erwacht! Wir steigen in die „U1“ (große, tunnelartige Fortsetzung mit 15x20m Querschnitt), am „Weißen Turm“ (heller, gr. Tropfwasserschacht) vorbei zum Plärrer, Abstecher Bärenschanze (derzeit zweittiefster Punkt). Ein weiteres Gangsystem bleibt hier derzeit noch unerforscht lässt aber bereits die nächste Station erahnen.

Abstieg in der „Lorenzkirche“ zur „U1“
Foto: Th.-M. Schneider

In der „U1“
Foto: Th.-M. Schneider

Gruppenfoto vor dem Abstieg bei winterlichen Verhältnissen
Foto: Th.-M. Schneider

In der Nacht sank die Temperatur im Biwak auf -2°C und die Oberfläche erwartete uns bereits mit einer 15cm hohen Pulverschneedecke, die die Landschaft und uns verzauberte. Ein gelungener Abschluss dieser Tour.

Resümee?
Man kann vielleicht mal eine Pause einlegen, aber es lässt Dich nicht los.
Es bleibt im Kopf & Herz und irgendwann aktivieren die Synapsen Deine Muskeln, die Dich erneut in diese Höhle treiben.

Es waren bei dieser 3-tägigen Forschungstour dabei:
Thomas-Michael Schneider, Thomas Bayn, Sven Wölfel, Daniel Haas und ich – Nils Naarmann

24. November 2012 | Tags: , , | Kategorie Almberg-Höhlensystem


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