Bei der Höhle ohne Namen in Steinamwasser (A56, THF 6435-1007) handelt es sich um eine typische kluftgebundene Horizontalhöhle. Obwohl zumindest ihr Eingang schon seit Jahrhunderten bekannt sein dürfte, hat die Höhle den Arbeitstitel „…ohne Namen“ bis heute behalten.

Mit ihren vielen hundert Metern Gesamtganglänge zählt sie zu den großen Karstobjekten in der Region. Die teils ungewöhnlich geräumigen Gänge (bis 12m hoch und 8m breit) bilden ein weit verzweigtes Höhlensystem. In ihm erfährt der Besucher eine spannende Abwechslung von reich versinterten Kammern, Wasserbecken und Kluftgängen. Druckröhren, Wandkarren, Kolke und Fließfacetten geben dem Höhlenforscher eine Vorstellung, wie sich die Höhle im Frankendolomit beziehungsweise Malm alpha/beta einst entwickelt hat.

Die letzten großen Neulandentdeckung waren Fridasee, Weiße Spalten und Karfreitagskluft durch Spöcker, (1930/31), sowie die „Spöckerhalle“. Die ersten Höhlenpläne existieren von Spöcker, Kniewasser, Schiffert, Kellermann aus den 1930er- Jahren. Im Jahr 1976/77 wurde die Höhle von Preu, Dreier, Lippert (FHKF) erstmals komplett vermessen, die Forschung gilt seitdem als abgeschlossen. Der Plan im Maßstab 1:100 hängt in der Gaststube von Alfred Götz, Höhlenwirt (zur frischen Quelle) und Eigentümer der Höhle und kann dort studiert werden. Nur selten findet man eine so enge Verknüpfung von Höhle und Gastronomie. Deshalb ist es gewissermaßen Tradition, die Befahrung der Höhle bei einem Bier und gutem Essen beim Alfred ausklingen zu lassen. Er hat schon Generationen von Höhlenforschern bei sich bewirtet, wovon auch seine zahlreichen Höhlenbücher zeugen, in die sich die meisten nach der Tour eintragen und einen Spruch hinterlassen.

Höhle ohne Namen (Stein am Wasser) (Foto: T. Schneider)

Höhle ohne Namen (Stein am Wasser) (Foto: T. Schneider)

Wer eine Tour in die Höhle ohne Namen unternehmen möchte, der sollte schon über einige Übung in der Begehung von Höhlen verfügen, oder sich einer erfahrenen Gruppe anschließen. Immer wieder muss an glitschiger Wand geklettert werden, oft auch in einigen Metern Höhe, so dass die Befahrung nicht ungefährlich ist. Zahlreiche Engstellen und tiefe Klüfte sind darüber hinaus nicht Jedermanns Sache. Vielleicht aus diesen Gründen und weil die Höhle sicherlich zu den meistbesuchten Höhlen Frankens zählt, fand in ihr 2004 die erste Großübung der deutschen Höhlenrettungen statt.
Bei Hochwasser wird die Höhle gelegentlich überflutet, so dass das Betreten dann, je nach Wasserstand, unmöglich wird. Der Wirt Alfred weiß auch noch von Zeiten zu erzählen, in denen das Wasser wie ein Fluss aus dem Höhleneingang quer über den Hof floss.

Thomas Schneider
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[1] Huber F., Jahreshefte für Karst und Höhlenkunde, 8.Jhft 1967 „Die nördl. Frankenalb, ihre Geologie ihre Höhle und Karsterscheinungen“, Seite 50
[2] Kataster der FHKF
[3] Bergwacht Bayern, Erste Großübung der deutschen Höhlenrettern (Memento des Originals vom 23. Februar 2016 im Internet Archive) https://web.archive.org/web/20160223081711/http://www.bergwacht-bayern.de/index.php?id=9768
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Text und Fotos: Thomas Schneider

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